Die dominant-disruptive Technologie unserer Zeit – das Internet – dürfte der Auslöser für eine neue Bodenständigkeit sein: Die virtuelle Welt, in der wir viel Zeit verbringen, scheint ihren Gegenpol zu verlangen. Daher ist Haptik von besonderer Relevanz, denn viele Materialien zeigen durch Herkunft und Entstehung eine unverwechselbare Identität. Ein Selbstbewusstsein, das sich auf Grundsätze wie Tradition, Perfektion in der Handwerkskunst und Kunstfertigkeit in der Herstellung bezieht. Die Formensprache vieler großer Marken zeigt sich reduziert, knüpft stark an „die Moderne“ an, besticht jedoch mit Verarbeitungsraffinesse. Möbel und Einrichtungsgegenstände sind einerseits raumbeherrschend groß wie die Sofas von Minotti oder Flexform, andererseits gab es noch nie so viele kleine Möbel – sie versammeln sich wie eine Kinderschar um die großen, weichen Sofas.
In unterschiedlichen Höhen und Härtegraden erfüllen diese Ensembles vor allem auch soziale Komponenten: Das Sofa von heute lädt zur sozialen Interaktion – zwingt gar zur Gruppierung. Eine Metapher für reales ‚social meeting‘, statt dem ständigen ‚social media'. Die Formensprache der Entwürfe wird vielfach runder, öffnet sich in Richtung Bewohner. In diesem Kontext lassen sich auch wieder bootsförmig gebogene Tischplatten entdecken, in Halbkreisen oder zumindest abgerundeten Enden. Die kantige Tafel ist passé.