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supersalone 2021

Die diesjährige Variante des sonst so stimmgewaltigen Salone del Mobile kam von 5. bis 10. September in ganz neuem Format daher: als kleine, kuratierte Messe. Offen für Endverbraucher, mit Nachhaltigkeits- und Digitalschwerpunkten. Martin Wetscher war in Mailand und berichtet über seine Eindrücke – gesammelt im pulsierenden Zentrum der Stadt.

Zweimal fiel die weltgrößte Einrichtungsmesse jetzt aus. Eineinhalb Jahre, in denen die Designwelt Schwung holen konnte, um nun mit Anlauf in Mailand ein regelrechtes Feuerwerk zu zünden. Die Tatsache, dass hier ein Entladen an Produktivität, Kreativität und Geselligkeit passiert ist, zeigt wie groß die Sehnsucht nach neuen Horizonten und persönlichen Kontakten war.

© Bilder und Text Martin Wetscher

Lebenslust

Trotz strenger pandemiebedingter Kontrollen lässt sich nach dem Erleben einiger Tage in dieser höchst designaffinen Stadt sagen: Lebenslust, wohin das Auge blickt. Der abgespeckte Salone in den Messehallen in Rho konnte es trotz zeitgemäßen Mottos nicht mit dem lebendigen Gewusel in der Innenstadt aufnehmen. Schon in den früheren Jahren waren die Side Events oft von solcher Popularität, dass sie dem eigentlichen Messegeschehen die Schau stahlen. Der Grund: atemberaubende Locations, Ausstellungsgestaltung durch namhafte Architekten und Designer und dazwischen italienisches Lebensgefühl an allen Ecken.

Menschen, Mode, Campari, Sonnenschein

Es war einiges los in der Stadt des guten Geschmacks: Auch in diesem Jahr fand die Milano Design Week, die Fuorisalone, parallel zur Möbelmesse statt. Der Designbezirk Brera und das Viertel rund um den Dom brummten. Alle großen Hersteller hatten ihre Schauräume aufpoliert. Die vielen Neuheiten standen in spektakulären historischen Räumlichkeiten. Dazu volle Bars und Restaurants, in denen man sich traf: die jungen Kreativen, die Ikonen der Designszene, Architekten, Künstler, Fachleute. Einfach tausend Prozent Italien. Die Frage, ob es Messen und persönlichen Austausch in Zeiten wie diesen noch braucht, ist damit zweifelsfrei beantwortet. Die Produkte mit eigenen Augen zu sehen, die Haptik zu erleben, Beziehungen aufzufrischen oder neue Bande zu knüpfen – all das ist letztlich unersetzlich.

Kontraste in Perfektion

Die vorgefundene Lebenslust zeigt, dass es der Branche gut geht. Wohnen hat wieder an Wert gewonnen und die Bereitschaft, in ein stilvolles Zuhause zu investieren, ist hoch wie schon lange nicht mehr. Dieser greifbare Optimismus findet sich auch in Farben, Formen und Verarbeitung wieder. Helle Töne – beige, weiß, pur oder in Cappuccino Optik – auf der einen Seite. Rot, rostrot, kupferfarben und knalliges Orange auf der anderen. Ein nahezu dekadentes Wechselspiel zwischen kräftigen und gedeckten Farben also. Dasselbe Schema fällt bei Materialien und Verarbeitungsweisen auf: minimalistischen Textilien wird Plüschiges zur Seite gestellt. Scharfe, exakte Kanten, technisch perfekte Linien, höchste Präzision sehen sich ultrasoften, ausladenden Polstermöbeln gegenüber. Dieser ständig präsente Kontrast erzeugt einen Spannungsbogen, der ein Eckpfeiler italienischer Ästhetik ist.

Die Sehnsucht nach Unbeschwertheit

Das zuvor erwähnte Orange lässt nicht nur entsprechende Jahrgänge ganz klar an die 1970er Jahre denken. Der unglaubliche Boom an Retro Modellen, der schon länger zu beobachten ist, erreicht gerade einen Höhepunkt. Die Premiumhersteller legen einige der ganz großen Klassiker wieder auf. Vertraute, elegante Formen werden belebt und mit neuen Bezugsmaterialien ins Heute geholt. Vieles verweist also auf eine Zeit, die wohl gleich für mehrere Assoziationen gut ist: Aufbruch, Unbefangenheit, aber auch Beständigkeit. Denn dass diese erstklassig gestalteten, hochwertig produzierten Modelle gut funktionieren, hat sich über Jahrzehnte bewiesen. Es sind wieder Dinge von echtem und hohem Wert gefragt. Man investiert lieber in Beständigkeit, denn ins kurzlebig Dekorative. B&B Italia macht es mit seiner neuen Version der legendären „Camaleonda“ von Mario Bellini ebenso vor wie mit „Noonu“, einer Neuauflage des City-Sofas von Antonio Citterio aus den 80er Jahren – bald zu sehen und zu erleben in den Wetscher Wohngalerien.

Wohnlichkeit und Großzügigkeit

Dass hoher Wert zählt und auch gezeigt werden möchte, bestätigen auch die Trends in der Welt der Küchen und Korpusmöbel. So erlebt beispielsweise das lange in den Hintergrund gerückte Regalsystem eine Renaissance. Schöne Regale geben einem Raum Struktur und einen gewissen Halt. Die Wiederholung eines Maßes schafft Ordnung und einen beruhigenden Grundrhythmus. Dass Geometrie große ästhetische Qualitäten hat, ist seit Zeiten der Wiener Werkstätte hinlänglich bekannt. Wie kleine Wunderkammern lassen sich die Regalebenen schließlich mit Büchern, Objekten, Kunst und liebgewonnen Dingen aus aller Welt befüllen und tragen dazu bei, die Persönlichkeit der Bewohner zu reflektieren, was ein Basisstein behaglichen Wohnens ist. Wohnlich und großzügig wie nie präsentieren sich auch die aktuellen Küchen. Es ist nichts Kleinteiliges mehr zu finden. Im Gegenteil – es geht nicht ohne sehr große Kochinsel und raumhohe Schränke. Und wiederum stehen alle Zeichen auf enormer Wertigkeit. Die Materialien sind die Hauptdarsteller. Das haptische und optische Erlebnis maßgeblich.

Italophiles für Zuhause

Fazit: Das Gesehene ist eine gute Einstimmung auf den kommenden Italien Schwerpunkt in den Wetscher Wohngalerien im Herbst. Noch nie war es möglich, so zeitnah am Möbeltrend zu sein. Die Premiummarken haben ihre Neuheiten der Fachwelt bereits im Frühjahr in kleinem Rahmen präsentiert. Alle Modelle, die nun offiziell in Mailand zu sehen waren, sind also bereits lieferbar. Das ist ein Branchennovum und begeistert auch die erfahrenen Wetscher Innenarchitekten. Alle Neuheiten sind vor Ort, in aktuellen Stoffen und Farben und können abseits vom Trubel der Messe in den Wetscher Wohngalerien erprobt und erlebt werden. Zum diesjährigen Messeschwerpunkt Nachhaltigkeit lässt sich sagen: Guter Stil ist das nachhaltigste Element überhaupt. Hohe gestalterische und produkttechnische Qualität hält lange an. Möbel mit hohem Wert sind die Klassiker der Zukunft.